Philharmonischer Chor und Philharmonie
in Ungarn
Mozart Requiem in Ungarn
28.10. - 03.11.1993
Pressebericht von Bernhard Fauser
Fast übervoll von Eindrücken kehrten am Mittwoch rund 70 Mitglieder des Philharmonischen Chores Schwäbisch Gmünd von einer einwöchigen Konzertreise nach Ungarn zurück. Zweierlei dürfte besonders nachhaltig in Erinnerung bleiben: Zum einen die ergreifenden Aufführungen des Mozart-Requiems vor sensationell vielen begeisterten Zuhörern, zum anderen die unglaublich herzliche Gastfreundschaft, die den Gmünder Musikern in der Partnerstadt Székesfehérvár entgegengebracht wurde.
Gyözö Bekefi, der Leiter des Kulturamtes, seine Tochter Zsuzsa, die Überstunden abfeierte, um die Gmünder begleiten zu können, Tamásné Ertelmes, die zuständige Sachbearbeiterin, der Leiter des Sportamtes und Gyöngi Badasconyi, die die Gruppe betreute und als Dolmetscherin fungierte, begrüßten die Gäste aus Gmünd mit großer Herzlichkeit.
Mit dem Alba Regia Orchester
Anderntags, am Freitag morgen, war Probe angesagt. das hieß: Erste Begegnung mit dem Alba Regia-Sinfonieorchester von Székesfehérvár. Und da war man natürlich äußerst gespannt darauf, welches Niveau das Orchester der Partnerstadt haben und wie das Zusammenwirken funktionieren würde. Dirigent Hubert Beck war einen Tag früher angereist und hatte bereits eine intensive Arbeitsprobe mit dem Orchester absolviert. Er war, wie seine Sänger, sehr erleichtert, denn das Alba-Regia Orchester erwies sich als ausgezeichnetes, flexibles Ensemble, das sich auf Anhieb glänzend mit dem Gmünder Kirchenmusikdirektor verstand.
Für beste Stimmung sorgte im Übrigen die Tatsache, dass die vier Vokalsolisten internationales Niveau zeigten: Maria Ardó (Sopran), Jutta Bokor (Alt), Józef Mukk (Tenor) und Joszef Gregor (Bass) gehören in der Tat zu den bekanntesten Solisten des Landes.
Konzert in der Basilika
Schließlich gelang es noch, den Hausherrn zu einer Genehmigung für eine Probe am Freitag Nachmittag in der Basilika zu überreden. Erschwerte Bedingungen blieben allerdings bestehen: ein Chor- und Orchesteraufbau war nicht gestattet, so dass die Musiker beim Konzert nicht optimal platziert waren.
Trotzdem gingen alle Mitwirkenden mit größter Konzentration am Samstag Abend ans Werk. Als Hubert Beck den ersten Einsatz gab, war die Basilika mit erwartungsvollen Zuhörern bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Requiem von Mozart ist ein Werk, das gerade in diesen Tagen des Totengedenkens tief bewegen kann. So war es auch für die Aufführenden beeindruckend, wie ergriffen die Zuhörer - darunter auffallend viele Kinder und Jugendliche - Mozarts Musik miterlebten. Als der Schlussakkord verklungen war, gab es nach einer zunächst atemlosen Stille tosenden Applaus.
"Wir sind stolz"
Alle Mitwirkenden wurden nach Konzertende mit Komplimenten überschüttet, besonders freute man sich über die Gratulation von Professor Hugo Lang, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins in Székesfehérvár, der die Aufführung beglückend empfand und betonte, "wir sind stolz auf unsere Partnerstadt Schwäbisch Gmünd". Das regionale Fernsehen zeichnete das ganze Konzert auf und interviewte Hubert Beck sowie prominente Konzertbesucher.
Unter ihnen war auch Vizebürgermeister Döbrentey, der die Gmünder am Vormittag im Rathaus empfangen und begrüßt hatte. Er übermittelte auch die Grüße von Bürgermeister Balsay, der auf einer Reise nach Korea ist. Mit einem Chorsatz von Johannes Brahms, der wie kein zweiter Komponist eine Brücke zwischen Ungarn und Deutschland schlug, und einem schwäbischen Volkslied bedankte sich der Chor für den freundlichen Empfang, bevor Bernhard Fauser die Grüße von OB Dr. Rembold und Bürgermeister Ruppel überbrachte. Auf offensichtliche Freude stieß die Gegeneinladung an das Alba-Regia-Sinfonieorchester, 1995 nach Gmünd zu kommen.



Am Samstag hatte es zwischen Empfang und Konzert noch zu einer Stadtführung durch die schöne Innenstadt der Partnerstadt gereicht. Am Sonntag Vormittag besichtigte die Gruppe das Schloss Martonvasar der Familie Brunswick, wo Beethoven einige Jahre lebte; es gibt hier ein kleines aber liebevoll arrangiertes Museum. Nach dem Essen auf der "Mückeninsel" ging es in die Hauptstadt Budapest, wo man sich bei einer Stadtrundfahrt eine ersten Eindruck von dieser prächtigen Stadt machen konnte. Besonders interessierte natürlich auch die St.-Imre Kirche (St. Emmerich), in geringer Entfernung südwestlich vom Gellertberg gelegen, wo am Montag das zweite Konzert stattfand.




Trotz vieler anderer Konzerte an Allerheiligen traute mancher seinen Augen kaum: Die Kirche war nicht nur bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt, es standen sogar noch gut 200 Zuhörer, so dass man vor einer Kulisse konzertierte, die einem vollen heimischen Münster entsprach. Konnte man als Skeptiker die Begeisterung der Zuhörer in Székesfehérvár noch mit partnerschaftlicher Gastfreundschaft begründen, so galt es nun, vor einem neutralen, in einem Musikzentrum verwöhnten Publikum zu bestehen. Doch auch hier wurden die Ausführenden und ihr Dirigent Hubert Beck mit anhaltendem rhythmischen Applaus überschüttet.


Konzert in Budapest
Christa Nickel, Kulturatachée an der Deutschen Botschaft in Budapest beglückwünschte die Akteure des Konzertes zu der begeisternden Aufführung und betonte die Bedeutung der Musik für die engen Beziehungen zwischen Ungarn und Deutschland.
Schwerer Abschied
So fuhren die über 100 Sängerinnen, Sänger und Orchestermitglieder in glänzender und aufgeräumter Stimmung zurück an den Velencesee, wo die Gastgeber ihrer Gastfreundschaft zu später Stunde mit einem grandiosen Festbankett die Krone aufsetzten. Vizebürgermeister Döbrentey beglückwünschte die Akteure zu ihren großen Erfolgen und betonte, das Konzert in der Basilika sei Stadtgespräch in Székesfehérvár. Von allen Städtepartnerschaften, die seine Stadt unterhalte, sei die mit Schwäbisch Gmünd die lebendigste. Hubert Beck dankte im Namen des Chores für die überwältigende Gastfreundschaft. Sein besonderer Dank galt auch dem Komponisten und Dirigenten Miklos Sugar.
Abschluss in Wien
Nach einem anstrengenden Tournee-Programm mit Proben gönnte sich der Philharmonische Chor noch einen Nachmittag und eine Übernachtung in Wien, wo man sich nach einer Stadtführung entweder für ein Kulturprogramm oder für eines der schönen Wiener Lokale entschied. Am Mittwoch schließlich die Heimreise bei bester Stimmung; Raimund Barth und Bernhard Fauser konnten als Organisatoren der ganzen "Mannschaft" ein großes Lob für Harmonie und Disziplin aussprechen.
Hubert Beck und sein Philharmonischer Chor können zweifellos zufrieden auf diese sechste Konzertreise der Chorgeschichte zurückblicken. Zwei Aufführungen des Mozartrequiems im Musikland Ungarn fanden die ungeteilte Begeisterung eines sachverständigen Publikums. Zur Städtepartnerschaft konnte ein wesentlicher Beitrag geleistet werden.