Operngala 2005 im Stadtgarten,
Schwäbisch
Gmünd
Bravo-Rufe, Applaus und Blumen quittierten einen großen Abend in Gmünd
Opern-Gala mit berühmten Solo-, Chor- und Orchesterwerken" lautete das Motto des Konzerts im Congress Centrum Stadtgarten Schwäbisch Gmünd am vergangenen Samstag. Es konzertierten der Philharmonische Chor Schwäbisch Gmünd, drei Vokalsolisten und die Jenaer Philharmonie. Man hatte gerade so gut von einer "Gala der Ohrwürmer" sprechen können oder von einer italienischen Opern-Gala. All diese Bezeichnungen sind austauschbar; denn dass es ausschließlich die Italiener Verdi, Puccini, Mascagni und Leoncavallo waren, die als Komponisten dem festlichen Konzert Pate standen, versteht sich wie von selbst! Kirchenmusikdirektor Hubert Beck ist ein Synonym für das Besondere. Wie gut, dass sein Philharmonischer Chor nicht nur auf geistliche Musik abonniert ist. Gerade die Vielseitigkeit der Programme einschließlich weltlicher Höhepunkte macht das Können von Dirigent und Choristen deutlich. Und wer bis zum Schluss immer noch nicht angesteckt worden wäre vom Feuer der Interpretation, dem ist dann wirklich nicht zu helfen. Allein das volle Haus sprach beredt eine andere Sprache. Und das Motto des Abends hatte genauso gut "Lust auf Oper" heißen können. Die Reihe der Ohrwürmer, einer nach dem anderen, ist auch keine bequeme Konzession an den" Geschmack der Masse", wie man Kitsch definiert, sondern führte eindrücklich vor Ohren und Augen, was die Italiener für Kleinodien geschaffen haben zwischen Belcanto und höchster Dramatik.
Homogen und packend
Dass die Männer des Philharmonischen Chores in jenen von "Cantate Domino" (in der Einstudierung von Fred Eberle) Verstärkung fanden, bedeutet mehr als nur eine Geste. Jedenfalls war das Klangspektrum des Chores rund, homogen und packend. Hubert Beck begnügte sich natürlich nicht nur mit einer gleichsam triumphalen Opulenz, sondern nötigte dem Chor charmant und erfolgreich differenzierte Dynamik ab. Allein das hob den Abend wohltuend von manchen Opernchören ab, die ihr Heil nur im Auftrumpfen gewaltiger Fortissimos sehen. Die Jenaer Philharmoniker haben sich in der Stauferstadt einen festen Platz erobert: nach zwei Mal Europäische Kirchenmusik nun also mit Opern-Repertoire. Die Vorschusslorbeeren des vorzüglichen Programmhefts erwiesen sich als durchgängig berechtigt. Orchester und Dirigent "konnten" nicht nur miteinander, sondern musizierten in allen Facetten zielorientiert.
Zartes Schmelzen
Zartes Schmelzen, prickelnde Tremolandi, zupackende Höhepunkte, nicht nur in den vorzüglichen Streichern und bei der volltönenden Harfe, die Holzbläser waren solistisch und im Ensemble von warmer kantilener Kultur, Blech und vielfältiges Schlagwerk markierten die anderen Farben und gaben den Höhepunkten Glanz. Die Vortragsfolge wechselte zwischen Ouvertüren, Intermezzo, Chören und Soli, ökonomisch als auch psychologisch geschickt. Ganz besonders überzeugte die Spannung in der Sinfonia zu "Luisa Miller" oder die Farbigkeit in der Ouvertüre zu "Giovanna d' Arco".
Geheimnisvoller Chor
Die Chöre standen in nichts nach: geheimnisvoll der Flüchtlingschor aus "Macbeth", charakteristisch der Zigeunerchor aus dem "Troubadour", durchaus erschütternd der Prozessionschor aus "I Lombardi" oder der Gefangenenchor aus "Nabucco" . Letzterer als auch der Triumphmarsch aus "Aida" waren einfach ein Muss! Die Anforderungen an die drei Solisten, aus dem Stand innere und äußere Dramatik formvollendet zu präsentieren, haben den Charakter einer Zumutung. Sie wurde nicht nur angenommen, sondern respektabel eingelöst.
Sopranistin traf den Nerv
Die armenische Mezzosopranistin Satik Tumyan mit den Arien der Santuzza und Azucena traf den Nerv dieser unterschiedlichen Ausdrucksweise mit sonorer, aber nie gleißender Tongebung. Der Bariton Dong-Hoon Han - Dauerpartner der Jenaer - bot in den Rollen des Alfio und Rigoletto Dramatik pur. Seine zuweilen eruptive Kraft ist aber stimmtechnisch gefährlich, hörbar in wiederholten Intonationsschwächen. Absolut makellos zeigte sich die Sopranistin Sachiko Muta. Die Kombination von Lyrik und Koloratursoubrette ist immer ein Gewinn. Wenn diese aber zugleich zu Anmut, vibrierendem Leben und disziplinierter Tongebung bis in die Spitzentöne exponierter Höhe führt, ist der Kunstgenuss vollkommen. Und so bot sie eine Musetta oder eine Gilda: erschütternd, einfach zauberhaft schön. So hatte Schwäbisch Gmünd wieder einen großen Abend. Bravo-Rufe, Applaus und Blumen quittierten im Peter-ParlerSaal begeistert die Leistung der Ausführenden.
Peter Skobowskv