Carl Orff - Carmina Burana
Bericht Gmünder Tagespost vom 10.10.2012
Furiose Aufführung von Orffs „Carmina Burana“ – Philharmonischer Chor beeindruckt mit großem Können.
Spenden statt Eintritt war das Motto der Volksbank Schwäbisch Gmünd, mit dem sie ihre Kunden zu einem außergewöhnlichen und begeistert gefeierten Konzert in den Stadtgarten eingeladen hatte. Die Spende kam der Seniorenhilfe der evangelischen Kirche zugute. Genießen durften die Besucher eine großartige Aufführung von Carl Orffs „Carmina burana“ mit dem Philharmonischen Chor unter der Leitung von Stephan Beck.
Hanna Meid

Schwäbisch Gmünd. „Oh Fortuna“ – das Glück hat zwei Seiten. Das Glück ist die Kaiserin der Welt, aber es schlägt auch Wunden.“ So besingen es die mittelalterlichen „Carmina Burana“, die Carl Orff 1937 mit melodiöser Schlichtheit vertonte. Jahrhundertelang waren die anonym und weitgehend lateinisch verfassten weltlichen Lieder in der Klosterbibliothek von Benediktbeuren verschwunden. Aus den 250 Texten entstanden 23 Soli und Chorsätze mit zwei Klavieren und Schlagwerk..
Manfred Wespel führte in die drei Abschnitte ein: „Frühling“ – hier schweifen die Texte ins weltliche Mittelhochdeutsch ab – „Im Wirtshaus“ und „Gerichtshof der Liebe“. Der rote Faden ist Fortuna, das Glücksrad, das im Frühling Hochstimmung aufkommen, den Schwan in der Bratröhre jammern oder den Zecher im Wirtshaus feuchtfröhlich singen lässt. Natürlich spielt die Liebe eine wichtige Rolle.
Das Werk beginnt mit einem symptomatischen Paukenschlag. In der Folge wechseln Tempo und Dynamik, Höhen und Tiefen, zarte Soli mit bebenden Tutti. Orff malt mit lyrischen Passagen vor allem im Sopran, furiosen Finalpunkten und lieblichen Chorgesängen. Stephan Beck nahm mit seinem vehementen Dirigat die ganze Bandbreite der Empfindungen auf und himmelte selbst die Sopranistin Anna Escala an, um ihr noch himmlischere Töne zu entlocken. Ausgezeichnet interpretierten der Tenor Joaquin Asiain und der Bariton Bernd Valentin, mit Gestik und Mimik den volksnahen Text unterstreichend, den Mittelteil im Wirtshaus. Sei es das in höchsten Tönen jammernde Klagen des Schwans oder die trunkene Parodie des Vorstands der Saufbrüder: Es galt extreme Höhen und große Intervalle sauber zu singen. Dazwischen zwitscherte der reizende Sopran und bezauberte mit glockenreinen Koloraturen.
Dem Chor forderten Orffs typisches Stakkato und die hohen Tonlagen präzise Sangestechnik ab. Temperamentvoll brillierten die Soprane, weich und füllig klangen die Männerstimmen. Mit diesem Werk, in nur wenigen Monaten perfekt einstudiert, zeigten Chor und Chorleiter einmal mehr ihre ausgezeichnete Qualität. Gefühlvoll und nuancenreich begleiteten Johannes Wittmann und Thomas Noichl an zwei Flügeln. Das Schlagzeugensemble Klaus Dreher setzte die Akzente, forderten zum Furioso auf oder unterstrich mit leisen Paukentönen die eindringliche Transparenz dieser Carmina Burana.
© Gmünder Tagespost 10.10.2012