Zur Konzertreise des Philharmonischen Chores Schwäbisch Gmünd
nach Ungarn
(2. – 6. November 2015)
Bernhard Fauser (ungekürzter Originaltext für die Gmünder Presse)
Bericht Gmünder Tagespost vom 10.11.2015 / Remszeitung 12.11.2015

Plötzlich fingen alle an zu singen: Und aus gut hundert geübten Kehlen hallte ein mächtiges „Dona nobis pacem“ – gib uns Frieden – durch die Flure der Béla Bartók Musikschule in Vác, und Deutsche wie Ungarn spürten ergriffen in seltener Intensität die völkerverbindende Wirkung der Musik. Die Begegnung mit dem Chor Vox Humana Vác, im Konzert und beim anschließenden Beisammensein, war zweifellos der Höhepunkt der fünftägigen Ungarnreise des Philharmonischen Chores Schwäbisch Gmünd, der am späten Freitagabend, bereichert durch viele neue Eindrücke musikalischer, gruppendynamischer und touristischer Art, wohlbehalten wieder in Stuttgart- Echterdingen landete.
Vác, ein schönes, malerisch am Donauknie gelegenes Städtchen nördlich von Budapest, war auch das Ziel am Montagabend, nachdem die 50köpfige Reisegruppe aus Gmünd in Budapest gelandet war, im Hotel Ibis Quartier bezogen und bei prächtigem Wetter eine sehr unterhaltsame Führung über Fischerbastei und Burgberg bekommen hatte. Eine erste Probe stand an, in der es galt, sich auf die Akustik des Saals der städtischen Musikschule Vác einzustellen, der Pianist Johannes Wittmann konnte sich mit dem Flügel vertraut machen.
Konzert in der Partnerstadt
Der Dienstag gehörte ganz Gmünds Partnerstadt Székesfehérvár. In einer Stadtführung lernten die Sängerinnen und Sänger die schöne historische Innenstadt kennen. Nach einem ausgezeichneten gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Kiskakas (Hahn) leitete Dirigent Stephan Beck eine Probe im eindrucksvollen barocken Festsaal, wo am Abend dann das Konzert zusammen mit dem Kammerchor Vox Mirabilis stattfand. Das Medieninteresse war groß – mehrere Fotografen und ein Fernsehteam, das auch Dirigent Stephan Beck interviewte, waren in Einsatz, jedoch war der Konzertbesuch nicht ganz so, wie man sich das erhofft hatte. Offenbar gab es im Vorfeld nur wenig Unterstützung von Seiten der Stadtverwaltung und des Partnerschaftsvereins. Trotzdem gelang ein schönes und stimmungsvolles Konzert: Der sehr junge Chor aus Székesfehérvár übernahm den ersten Teil mit geistlichen und weltlichen „A- cappella“- Sätzen und beeindruckte mit äußerst intonationssicherer Interpretation von überwiegend zeitgenössischen Kompositionen. Hier, wie auch später in Vác, erlebten die Gmünder eine Demonstration der großen ungarischen Chortradition.
Den zweiten Teil des Konzerts leitete die Sopranistin Anna Escala, auch Stimmbildnerin des
Philharmonischen Chores, mit drei Lieder von Gustav Mahler aus „Des Knaben Wunderhorn“ ein. Ihr, wie auch
nachher dem Chor, war Johannes Wittmann, Dozent an der Pädagogischen Hochschule Gmünd, ein einfühlsamer
und aufmerksamer Begleiter am Flügel. Werke von Johannes Brahms folgten: Chor und Solistin ergänzten sich
wunderbar bei zwei Liedern, bevor der Chor mit Sätzen aus den „Liebesliederwalzern“ und den
„Zigeunerliedern“ die Zuhörer mit Temperament und differenzierter Gestaltung begeisterte. Zum Abschluss
des Konzerts sangen beide Chöre zusammen unter der Leitung von Stephan Beck „Erlaube mir, feins Mädchen“,
ebenfalls von Johannes Brahms. Natürlich hatten die beiden Chöre sehr aufmerksam einander zugehört und
eine Begegnung „auf Augenhöhe“ konstatiert.
Bei einem anschließenden Umtrunk kamen doch viele Gespräch zustande, bevor die Gmünder mit ihrem Bus
am späten Abend die Rückfahrt in Ungarns Hauptstadt antraten. Sehr beeindruckt war man von einem kurzen
Halt auf dem Gellert-Hügel mit einem grandiosen Blick auf das nächtliche Budapest.
Besichtigungen und Konzert in Vác
Den Mittwoch verbrachten die Gmünder Sängerinnen und Sänger in Budapest; die meisten nahmen an einer Führung durch das neogotische Parlament teil – „das schönste Parlament Europas“, wie der Führer meinte, „ziemlich viel Prunk und Protz“, wie es ein Besucher empfand. Auch die berühmten prächtigen Kaffeehäuser waren beliebte Ziele. Später folgte eine Besichtigung des goldglänzenden Opernhauses im Neorenaissancestil und als besonderes Ereignis hatten die Gmünder die Gelegenheit, die Generalprobe zu einer ziemlich schrillen Neuinszenierung von Richard Wagners „Rheingold“ zu verfolgen.
Am Donnerstag dann Vác: Als Glücksfall erwies es sich, dass Susanna Peters, die für die Organisation mit verantwortlich war und die ganze Zeit über Dolmetscherdienste leistete, aus Vác stammt und ihren Mitsängern mit berechtigtem Stolz ihre ursprüngliche Heimat zeigen konnte. Nach Stadtführung und Rundfahrt mit dem Zügle nutzten viele die freie Zeit, um am Donauufer die angenehme Herbstsonne zu genießen.
Auch hier gestaltete der einheimische Chor den ersten Teil des Programmes. Die gut 40 Sängerinnen und Sänger von „Vox Humana“ unter der Leitung von Sándor Bence boten lupenreinen A-Cappella-Gesang mit geistlichen Werken; auch hier zu einem großen Teil schwierige zeitgenössische Chorliteratur. Aber auch dem Philharmonischen Chor gelang es im zweiten Teil, sich den Respekt der Gastgeber zu verschaffen. Als dann auch noch die Spanierin Anna Escala ihre Kastagnetten professionell zum Einsatz brachte und Sevilla besang, kannte die internationale Begeisterung keine Grenzen mehr.
Ungarische Gastfreundschaft
Anschließend erlebten die Gmünder die ungarische Gastfreundschaft: Die Tische bogen sich fast unter dem kalten Büffet und der Dirigent der Gastgeber verkündete: „Ihr müsst dableiben, bis das Buffet leer ist!“, was trotz redlicher Bemühungen nicht ganz gelang, wurde doch auch noch gemeinsam gesungen – die schönste internationale Sprache, die Musik, ließ nun auch alle Sprachbarrieren verschwinden. Hermann Karg vom Organisationsteam des Philharmonischen Chores drückte aus, was alle dachten: „Hoffentlich gibt es bald ein Wiedersehen!“ In Vác fand man sich nicht nur menschlich und musikalisch auf einer Ebene, die beiden Chöre weisen auch ähnliche Strukturen in der Besetzung auf.
Der Freitag war nochmals eher touristisch orientiert: fast alle Reiseteilnehmer besichtigten in Budapest die zweitgrößte Synagoge Europas und erkundeten zu Fuß die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Gegen Abend gelang es Susanne Wiker, die für die gesamte Organisation verantwortlich zeichnete und sich in Budapest glänzend auskennt, alle ihre Schäfchen wieder zum Check In bei Germanwings am Flughafen zu lotsen. Die Vorsitzende des Philharmonischen Chores, Christine Lerchenmüller, dankte den Verantwortlichen für die perfekte Organisation. Der Freundeskreisvorsitzende Martin Grübl zeigte sich begeistert über den Zusammenhalt über Generationen hinweg: „Schön, wie sich die jungen Sängerinnen und Sänger integriert haben!“ Tatsächlich gab es in der großen Reisegruppe in fünf Tagen keinerlei ernsthafte Spannungen, wurde der Zusammenhalt ganz entscheidend gestärkt: Trifft man sich sonst nur einmal wöchentlich in der Chorprobe, hatte man nun mal Zeit füreinander und konnte in vielen Gesprächen gemeinsame Interessen auch außerhalb der Musik ausloten.
Bericht aus Székesfehérvár vom 03.11.2015
TESTVÉRVÁROSI KÓRUSKONCERT KÜLÖNLEGES ZENEI ÉLMÉNYEKKEL
Testvérvárosi kóruskoncertet rendeztek kedden este a Szent István terembe, ahol a Schwäbisch Gmündi Filharmónia Kórusa volt a Vox Mirabilis Kamarakórus vendége. A különleges zenei élményt kínáló koncerten a magyar és a német kórus közös művel is megörvendeztette a közönséget.

A Schwäbisch Gmündi kórust 1967-ben az egyházzenei igazgató Hubert Beck alapította és 2008-ig vezette, feladatává tette a különböző évszázadokból származó igényes szimfonikus kórusművek előadását. Az énekkar a Schwäbisch Gmündi Európai Egyházzenei Fesztivál egyik alapítója és rendszeres fellépője. Több európai országban, többek között Belgiumban, Angliában, Franciaországban, Finnországban, Olaszországban, Hollandiában, Lengyelországban, Svájcban, Csehországban és Magyarországon tett sikeres utazása révén kitűnő hírnevet szerzett a kórus.

Stephan Beck művészeti vezető katolikus egyházzenész, főiskolai tanár 1999 óta a helyi Székesegyház orgonistája és 2011 óta a Schwäbisch Gmündi Szent Kereszt Székesegyház kórusának karnagya. A különleges zenei élményt kínáló koncerten a magyar és a német kórus közös művel is megörvendeztette a közönséget.