Auf jeden Fall ist großer Lärm zu machen
Artikel Rems Zeitung vom 29.04.2017 von Bernhard Fauser
Goethe, Mendelsson Bartholdy und ihre Freude an der Walpurgisnacht
Konzert: Das Aufstellen von Maibäumen, der "Tanz in den Maien", das Hexentreffen auf dem Brocken: viele Bräuche und Legenden gibt es, die auf uralte Traditionen zurückgehen und in der Nacht zum 1. Mai, der "Maiennacht" nach wie vor gepflegt werden. Auch wenn die "Walpurgisnacht" von der christlichen Heiligen Walburga ihren Namen bekam, wird sie doch meist auf heidnische Riten zurückgeführt, die natürlich auch mit dem endgültigen Ende des Winters zusammenhängen. Ganz geklärt sind die Ursprünge nicht.
Den bekanntesten literarischen Niederschlag findet die Walpurgisnacht in Goethes Faust I. Allerdings versuchte Goethe schon zuvor mit einer Ballade "Die erste Walpurgisnacht" dem Forschungsstand um 1800 folgend, eine rationale und historische Erklärung für die geheimnisvollen Umtriebe in dieser Nacht zu geben. Er siedelt das Geschehen im 9. Jahrhundert an, als keltische bzw. sächsische Stämme zwangsweise christianisiert wurden, heidnische Priester und Druiden aber trotzdem ihre Frühlingsriten abhalten wollten und "...sich mit ihren treuen Anhängern auf die wüsten unzugänglichen Gebirge des Harzes ... begeben im dort, nach alter Weise Gebet und Flamme zu dem gestaltlosen Gott des Himmels und der Erde zu richten. Um nun gegen die Ausspürenden bewaffneten Bekehrer sicher zu sein, hätten sie es für gut befunden, eine Anzahl der Ihrigen zu vermummen, und hierdurch ihre abergläubischen Widersacher entfernt zu halten, und, beschützt von Teufelsfratzen, den reinsten Gottesdienst zu vollenden." Nach Goethe wird hier also der Aberglaube der christlichen Soldaten ausgenutzt: Mit allerlei Lärminstrumenten und Feuer wird ihnen Höllenangst im wahrsten Sinne des Wortes eingejagt ("Ach, es kommt die ganze Hölle! / Sieh, wie die verhexten Leiber/ durch und durch von Flamme glühen! ...")
Goethes Sympathie gehörte den Heiden
Goethes Sympathie gehört eindeutig den "Heiden", allerdings sah er klar,: "Denn es muss sich in der Weltgeschichte immerfort wiederholen, dass ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigendes durch auftauchende Neuerungen gedrängt, geschoben, versucht ... werde."
Goethe, ohnehin sehr an Musik interessiert, erkannte klar, dass sich das dramatische Gedicht für eine Vertonung anbot und schickte es an seinen Freund Carl Friedrich Zelter. Der wiederum reichte es an seinen Schüler Felix Mendelssohn Bartholdy weiter, der das Werk des Dichters gerne aufgriff und ab 1830 daran arbeitete. Auf seiner ersten Italienreise 1831 fand er in Rom die Muße, sich intensiv mit der "weltlichen Kantate" zu befassen. An seine Schwester Fanny schrieb er: "... nun hat sich das Ding gestaltet, ist aber eine große Cantate mit ganzem Orchester geworden und kann sich ganz lustig machen ... Zacken, Gabeln und wilde Klapperstöcke ... Großer Lärm muß auf jeden Fall gemacht werden." Und später: "... der bärtige Druide mit seinen Posaunen die hinter ihm stehen und tuten machte mir königlichen Spaß."
Die erste Walpurgisnacht mit ihrer farbigen Orchestrierung, attraktiven Chorsätzen, ihrer Dramatik und der eingängigen Melodik kann als ein Hauptwerk des Romantikers Mendelssohns angesehen werden. Sie steht im Mittelpunkt des Konzerts, zu dem der Philharmonische Chor Schwäbisch Gmünd anlässlich seines 50-jährigen Bestehens am Samstag, 06. Mai, 19:30 Uhr in den Stadtgarten einlädt. Unter Leitung von Stephan Beck musizieren zusammen mit dem Chor die Sinfonietta Tübingen und die Solisten Diana Haller, Alt, Ewandro Stenzowski, Tenor und André Morsch, Bass. Daneben kommen Werke von Johannes Brahms und Otto Nicolai zur Aufführung.
Karten sind beim i-Punkt am Marktplatz erhältlich