Hochmusikalisches Erlebnis im Münster
Bericht Gmünder Tagespost vom 10.12.2018
KONZERT Bachs Weihnachtsoratorium in Schwäbisch Gmünd ist eine liebgewordene Tradition. Trotzdem war nicht alles wie immer. Von Gise Kayser-Gantner
Sie kamen alle für die Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium im Heilig-Kreuz-Münster eine lieb gewordene Tradition ist. Und sie wurden überrascht. Denn Kirchenmusikdirektor Stephan Beck hatte Neues in die Interpretation von Philharmonischem Chor, vier Solisten und das Orchester Sinfonietta Tübingen eingebaut.
"Man beschäftigt sich mit einem Werk", sagte Stephan Beck nach dem Konzert im Gespräch. Er versuche dem nahe zukommen, was der Komponist habe ausdrücken wollen. So werde ein Werk immer wieder neue Interpretationen erfahren.
Bachs Musik und Texte sind wohl bekannt. Weihnachtsgeschichte und viele Lieder erklangen zum ersten Mal 1734/1735 als Weihnachtsoratorium in der Thomaskirche Leipzig und sind noch heute wichtiger Teil der weihnachtlichen Gottesdienste.
Die Begeisterung von Sängerinnen und Sängern des Philharmonischen Chores mit "Jauchzet, frohlocket" sprang gleich zu Beginn über auf Orchester und Zuhörer. Tenor Stephan Scherpe "erzählte" mit tragender Stimme die Texte aus dem Lukas- und Matthäus-Evangelium "Es begab sich aber zu der Zeit".
Mit ihm und Mezzosopranistin Sonja Koppelhuber, Sopranistin Anna Escala und Bassbariton Padraic Rowan standen dem Philharmonischen Chor reizvolle Kontraste gegenüber. Dirigent Stephan Beck gelang es, den Zauber, den sein eigenes Orgelspiel ausstrahlt, auch auf Chor, Solisten und Sinfonietta Tübingen zu übertragen.
Höhepunkte brachten die Trompeten von Christian Nähgele, Johannes Knoblauch und Joachim Jung gespielt. Uwe Arlt an der Pauke nützte nicht nur die Schlegel taktgenau, auch mit dem Mund formte er gleichzeitig konzentriert die Schläge. Ein wahrer Hörgenuss war das Zusammenspiel als Solo und Duett von Erster Violinist Thomas Haug und Mezzosopranistin Sonja Koppelhuber in der Arie "Schließe mein Herze, dies selige Wunder".
Die jubelnden Passagen der Violine, die volumenreiche Stimme und ausdruckstarke Mimik der Sängerin waren sehr eindrucksvoll.
Padraic Rowan überraschte mit seinen tiefen voluminösen Tönen. Getragen, eindrucksvoll sein Rezitativ "Er hat sein Volk getröst". Viel Raum ließ er der Sopranistin Anna Escala in der Arie "Herr, Dein Mitleid, dein Erbarmen", die mit ihrer Oktavbreite spielend die Tonvarianten präsentierte.
Stephan Becks kraft- und schwungvollen Bewegungen verbanden den Philharmonischen Chor, das Orchester Sinfonietta Tübingen, Tobias Horn an der Orgel und die Gesangssolisten zu einem hochmusikalischen Ganzen.