In verjüngter Besetzung auf einem guten Weg
Bericht Rems Zeitung vom 20.04.2019
Der Philharmonische Chor hat nur alle drei Jahre Hauptversammlung, dieses Mal gab es einen großen Abschied
Musik (bef). Da war der Name Programm:
Ausgesprochen harmonisch verlief die
alle drei Jahre stattfindende Mitgliederversammlung
des Philharmonischen
Chors im Schwörsaal. Schwerpunkt war
die Verabschiedung der ersten Vorsitzenden
Christine Lerchenmüller und des
Freundeskreisvorsitzenden Martin Grübl
aus ihren viele Jahre mit Erfolg ausgefüllten
Ämtern (die RZ berichtete am 18.
April). Christine Lerchenmüller nannte
in ihrem letzten Bericht einen Stand von
72 aktiven Sängerinnen und Sängern und
176 Freundeskreismitgliedern.
Chorleiter Stephan Beck gab in seinem
Bericht ein kurzes Resümee über seine
nunmehr zehnjährige Tätigkeit als Dirigent
des Philharmonischen Chores. Er
ließ die Highlights der letzten Jahre Revue
passieren: Etwa die halbszenische
Aufführung der Oper „Orfeo ed Euridice“
im Münster, das Jubiläumskonzert 2017,
die Reise nach Barcelona 2018. Beck stellte
fest, dass der Chor mit seinen Vorhaben,
seiner sängerischen Potenz und der
deutlich verjüngten Besetzung auf einem
guten Weg sei. Man habe auch den Auftrag,
die Stadt zu repräsentieren und für
das Publikum interessant zu bleiben.
Gabi Feldmann legte nach über 10 Jahren
als Schatzmeisterin ihren letzten Rechenschaftsbericht
ab, auch sie gibt ihr
Amt ab, das sie äußerst zuverlässig geführt
hatte, wie die Kassenprüfer Sigfried
Schmidt und Ingrid Rudolph bestätigten.
So konnte Jörg Ayßlinger keinerlei
Einwände gegen die einstimmige Entlastung
der Vorstandschaft registrieren.
Christine Lerchenmüller bedankte sich
mit Blumen bzw. einem Geschenk für die
geleistete Arbeit, insbesondere bei ihrem
Stellvertreter Bernhard Fauser, der dem
Team allerdings als Ausschussmitglied
erhalten bleibt. Schatzmeisterin Gabi
Feldmann und Schriftführerin Eva
Scheulen bleiben als Sängerinnen im Chor, auch Dr. Simon Zell und Michael
Kessler bleiben weiterhin, auch ohne Sitz
im Ausschuss, aktiv als Sänger und engagierte
Helfer, so wie auch Andreas Zengerle
an diesem Abend die Bewirtung
übernommen hatte, obwohl er schon an
Weihnachten aus dem Chor verabschiedet
worden war.
Stephan Beck würdigte die Arbeit von
Christine Lerchenmüller, die zunächst als
Schriftführerin und dann 21 Jahre lang
als erste Vorsitzende die Geschicke des
Chores „mit Engagement und Einfühlungsvermögen“
mitbestimmt hatte. Die
Gemeinschaft und die Integration neuer
Mitglieder seien ihr immer besonders
wichtig gewesen.“ Ihre größte Stärke sei
vielleicht auch ihre größte Schwäche:
„Du leidest, wenn Du es nicht allen recht
machen kannst.“ Harmonie herzustellen
sei ihr immer ein besonderes Bedürfnis
gewesen. Sicher habe ihr Ehemann Paul
Lerchenmüller, bei dem sich Beck ebenfalls
bedankte, vieles auffangen müssen.
Größte Stärke und größte Schwäche
In gewohnt souveräner Manier wickelte Jörg Ayßlinger anschließend die Neuwahlen ab: Neue erste Vorsitzende ist Susanne Wiker, ihr Stellvertreter Hans Jorda. Die Kasse übernimmt Rosemarie Ziemer, als neue Schriftführerin wurde Sarah Burner gewählt, die Nachfolge von Martin Grübl als Freundeskreisvorsitzender tritt Günter Kiefer an. Beiräte sind Felix Bader, Constanze Bauer, Bernhard Fauser, Bettina Hokema, Hermann Karg, Hermann Kranz, Elisabeth Westhauser und Maike Wolf.
Zur Verleihung der Ehrennadel des Landes an Christine Lerchenmüller wurde auch Dr. h.c. Rudolf Böhmler begrüßt. Letzterer war der erste Vorgänger von Christine Lerchenmüller im Amt als Vorsitzender und Gründungsmitglied des Philharmonischen Chores. Neben ihm waren mit Gerda Beck, Theresia Rißler und Christian Schicht weitere Gründungsmitglieder als Gäste und Freundeskreismitglieder anwesend.
Als letzte Amtshandlung würdigte Christine Lerchenmüller die Arbeit des scheidenden Freundeskreisvorsitzenden Martin Grübl, der dieses Amt 18 Jahre lang mit großem Engagement bekleidete. Er hat in dieser Zeit zahlreiche Freundeskreismitglieder geworben und war für den Chor ein unschätzbarer Helfer bei der Suche nach Sponsoren. Aber auch er selbst erwies sich als großer Gönner: So bat er bei mehreren runden Geburtstagen und bei der Diamanten Hochzeit anstelle von Geschenken um Spenden für den Philharmonischen Chor. Neben Blumen für seine Frau Franziska und einem Geschenk hatte der Chor ein besonderes „Ständchen“ zum Abschied vorbereitet: Stephan Beck und Hans Jorda hatten die Glückwunschkantate von Johann Sebastian Bach, die später zum Eingangschor des Weihnachtsoratoriums wurde, zu einem Loblied auf Martin und Franziska Grübl umschrieben. Mit bewegten Worten bedankte sich Martin Grübl und betonte seine Verbundenheit zum Chor und zur Familie Lerchenmüller. Etwas melancholisch klang der Abend aus mit einem vierstimmigen Satz von Jan Kopp nach der berühmten katalanischen Weise „El cant dels ocells“.
„Was man kann, muss man auch tun“
Bericht Rems Zeitung vom 18.04.2019
Ehrennadel des Landes für Christine Lerchenmüller, die scheidende Vorsitzende des Philharmonischen Chors
Vor gut 50 Jahren wurde der Philharmonische Chor von Hubert Beck gegründet, vor 41 Jahrentrat Christine Lerchenmüller als Sängerin ein, über 20 Jahre war sie Vorsitzende. Jetzt, als sie ihr Amt abgab, erhielt sie die Ehrennadel des Landes.
SCHWÄBISCHGMÜND (rw). Der Philharmonische Chor kam am Dienstag im Schwörhaus zu seiner Mitgliederversammlung zusammen, in deren Rahmen der Landtagsabgeordnete Stefan Scheffold die Ehrennadel überreichte. Nach einer Würdigung durch Dirigent KMD Stephan Beck applaudierten die Mitglieder des Philharmonischen Chors und des Freundeskreises im Stehen, bevor sie einen zu diesem Anlass umgetexteten Satz von Johannes Brahms anstimmten. Statt „Erlaube mir feins Mädchen“ sangen sie „Erlaube uns, Christine, Dir Danke heut zu sagen“. Es kam von Herzen. In den Wahlen zuvor war Susanne Wiker einstimmig zur neuen Vorsitzenden gewählt worden, neuer 2. Vorsitzender wurde ebenso einstimmig Hans Jorda, nachdem auch der seitherige Stellvertreter Bernhard Fauser – als 1. Vorsitzender Vorgänger von Christine Lerchenmüller – sein Amt abgab.
Mit mehr als 40 Dienstjahren sei Christine Lerchenmüller „quasi ein Urgestein des Philharmonischen Chors“, so Oberbürgermeister Richard Arnold. Seit 1978 habe sie mitgesungen, zunächst im Sopran, seit einigen Jahren im Alt. 1985 sei sie Schriftführerin geworden, 1998 Vorsitzende. Sie sei eine Persönlichkeit, die schon seit Langem und an vielen Stellen im Ehrenamt wirke, nicht nur beim Philharmonischen Chor, eine Frau, „die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht hat. Sie praktiziert das, wovon viele andere nur reden, Bürgersinn und Solidarität.“ Sie habe sich dafür eingesetzt, ihren und auch andere Vereine voranzubringen, damit habe sie die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger verbessert, sie habe „freiwillig und großzügig von einem Gut gegeben, das besonders wertvoll ist und das man selbst nicht vermehren kann“ – ihre Zeit. Es sei das Mindeste, den Menschen zu danken, die Kraft, Zeit und Energie für andere aufwenden. „Wenn jeder nur egoistisch den eigenen Weg verfolgen würde, dann stünde jeder letzten Endes alleine da.“ Schwäbisch Gmünd sei mit Bürgerengagement gesegnet, es sei der Reichtum der Stadt, „gäbe es dafür einen Indikator, wir stünden gut da.
“Christine Lerchenmüller erhalte die Landesehrennadel in Anerkennung ihres großen ehrenamtlichen Engagements, „ihrer Verdienste um unsere Gemeinschaft, speziell um den Philharmonischen Chor“, sagte MdL Stefan Scheffold, der den Bogen von der Kindheit Christine Lerchenmüllers in der Nachkriegszeit zur Gegenwart schlug. Die Demokratie setze mit Auszeichnungen ein Zeichen des Danks, mit der Landesehrennadel danke sie Personen, die sich um Organisationen und Vereine besonders verdient machen. Der Philharmonische Chor sei 1967 gegründet worden, um anspruchsvolle Chormusik aufzuführen und das Kulturleben Gmünds zu erweitern, „das gelang in 50 Jahren großartig“, in 1800 Chorproben, 134 Konzerten, neun Konzertreisen, mit 70 Mitgliedern mit ausgebildeter Stimme. Christine Lerchenmüller, Lehrerin an der Schiller-Realschule, habe ihr Amt mit Leidenschaft und Freude ausgefüllt, aber darüber hinaus an vielen Stellen sich für die Allgemeinheit eingebracht, auch in kirchlichen Ehrenämtern in Waldstetten und im dortigen Altenförderverein. Sie habe die Auszeichnung in hohem Maße verdient.
„Was man kann, muss man auch tun, das macht Freude und kommt als Energie zurück. Das ist der eigentliche Antrieb“, sagte Christine Lerchenmüller in ihrer Dankesrede. Der Chor habe für sie erste Priorität gehabt.